Interview mit Frank Bühler: „Unter die Top 4“

Vor dem Saisonstart 2020 beantwortet uns Frank Bühler, Headcoach des First Team der Spartans, einige Fragen zu seiner Person, den Spartans und seinen Ambitionen.

Zuerst eine Frage zu deiner Person: Auf was für eine American Football Laufbahn blickst du zurück?

Frank:

Ich habe als 15-jähriger Jugendlicher anfangs 1986 bei den Zürich Renegades mit Football begonnen. Ein Jahr später wechselte ich zu den Zürich Bay Bandits und wir stiegen zwei Jahre später in die Nationalliga A auf. Durch meinen Coach bei den Bandits und seiner engen Verbindung zu Sam Rutigliano (u.a. 6 Jahre Head Coach der Cleveland Browns , NFL)  hatte ich die Chance auch Auswahlspiele in Deutschland zu bestreiten und bekam 1992 ein Angebot von der Liberty University (USA), um da meine Football-Karriere weiter zu führen. Da mich der Weg des Football-Coachings immer mehr interessierte als die eines Spielers, entschied ich mich jedoch dazu in der Schweiz zu bleiben. Stattdessen machte ich meine ersten Schritte in der neu gegründeten Organisation der Zürich Falcons (Zusammenschluss der Zürich Bay Bandits und der Bülach Giants) als Defensiv Coordinator bei der U19. Die Zürich Falcons bestanden zwischen 1993 bis 1996 und in diesen 4 Jahren durfte ich als Spieler einmal am Swissbowl Final teilnehmen und erreichte mit der U19 einmal den Final des Junior Bowls, sowie zweimal das Halbfinale. Leider wurden die Falcons 1996 aufgelöst und ich stand vor dem Problem, kein Football-Team mehr zu haben, dass ich coachen konnte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Winterthur Warriors am Scheideweg ihres Bestehens und waren in der untersten Liga der Schweiz mit einem Kader von knapp 10 bis 15 Spielern. Also fing ich Ende 1996 bei den Warriors (mit einigen meiner ehemaligen Falcons Spielern) als Headcoach an, um den Wiederaufbau dieser Mannschaft in Angriff zu nehmen. Nach rund zwei Jahren wurde ich Vater einer Tochter und der «Job» als Headcoach ist derart zeitintensiv, dass ich leider diese Aufgabe nicht mehr weiterführen konnte. Die Zürich Renegades hatten aber 1998 in ihrer U19 Mannschaft einen so grossen Coaching Staff, sodass ich trotzdem noch 2 Jahre Teilzeit bei ihnen mein Hobby als Coach weiterführen durfte. Dabei kam für mich eine weitere Halbfinal-Teilnahme und viele neue Erkenntnis dazu. In diesem Rahmen möchte ich mich speziell bei Claudio Pica (Ex-Headcoach Zürich Bay Bandits und Zürich Falcons), sowie bei Michael Schmitt (Ex-Headcoach Zürich Renegades First Team) und Antonio Catanese (Ex-Headcoach Zürich Renegades U19) ganz herzlich bedanken. Diese drei Personen haben definitiv meinen Werdegang als junger Coach und Spieler nachhaltig geprägt.  

Im Jahre 2014 war mein Terminkalender und meine Lebenssituation wieder so offen, dass ich mir ein Wiedereinstieg in die Zürcher Footballwelt gut vorstellen konnte.  Ich bekam in dieser Zeit die Chance als Defensive Backfield Coach bei den Winterthur Warriors (First-Team) in der Nationalliga A einzusteigen. Das machte ich zwei Jahren mit viel «wiedererwachter» Freude und Motivation. Im Jahr 2017 wurde ich unter Headcoach Evan Harrington zum Defensive Coordinator der Warriors und wir erreichten in diesem Jahr den 4. Rang inklusive den beiden Heimsiegen gegen die Calanda Broncos (Schweizermeister 2017) und den Berner Grizzlies (Schweizer Meister 2016). Ein Jahr später entschied ich mich, in der U19-Organisation der Warriors den Posten des Defensive Coordinators zu übernehmen. Dies weil ich die Ausbildung der jungen Footballspieler als eines der wichtigsten Elemente eines nachhaltig erfolgreichen Football-Teams betrachte. Auch hier durfte ich ein erfolgreiches Jahr feiern, da wir in diesem Jahr das Halbfinale erreichten. Im gleichen Jahr (2017) wurde ich erstmals auf die Zürich State Spartans aufmerksam und der Verein weckte mein Interesse. So entschied ich mich im Sommer 2018 diesem neuen Team im Kanton Zürich als Coach zur Verfügung zu stehen. Somit schliesst sich mein Kreis wieder in einem 3. Footballteam im Kanton Zürich.

Als Fazit ist das Jahr 2020 meine vierzehnte Saison in der ich als Coach an der Seitenlinie stehe und ein Football-Team betreue. Dies bereitet mir heute noch immer die gleiche Freude und Begeisterung wie zu meiner Anfangszeit.

Du bist den Spartans im Jahr 2018 als Defensive Coordinator beigetreten und hast das noch junge Team für den Ligabeitritt im Jahr 2019 fit gemacht. Was hat dich dazu bewogen von den Winterthur Warriors, einem langjährigen National Liga A Team, zu den neu gegründeten Spartans zu wechseln?

Frank:

Ich glaube fest daran, dass es bei der Grösse und der hohen Bevölkerungsdichte des Kanton Zürichs genug footballinteressierte, junge Menschen gibt, sodass es Platz für drei Football Teams hat. Durch die zunehmende Popularität dieses Sports, sei es durch die Übertragungen der NFL im deutschen Fernsehen und dem Umstand, dass ich die Anfänge der Warriors miterleben durfte, will ich den Spartans in ihrer Entwicklung mit meiner Erfahrung im Aufbau eines Footballteams zur Seite stehen. Es reizt mich sehr ein junges, lernwilliges Team, welches bodenständig und motiviert ist, zu coachen. Dabei spielt für mich persönlich das Budget eines Vereines, um Einkäufe von Import-Spielern zu tätigen, oder das Prestige, eine Nationalliga A Mannschaft zu coachen, keine Rolle. Ausserdem ist der Sportplatz Dürrbach (Homefield) von meinem Wohnort ca. 15 Fahrminuten entfernt. Dies ist zudem noch ein angenehmer Nebeneffekt.

Was sind für dich die grössten Unterschiede von der NLA zur NLC?

Frank:

Tempo und Ausbildung.

Ausbildung: Die Nationalliga A Teams in der heutigen Zeit haben die Wichtigkeit der Förderung von jungen Spielern (U16 und U19) erkannt. Es gibt Nationalliga A Teams bei denen 70 bis 80 % aus den eigenen Jugendförderungsprogrammen kommen und bereits als 20-jährige über 6 Jahre Football spielen und bereits entsprechende Spielerfahrung mit in die 1. Mannschaft bringen. Es braucht dann nochmals bis zu 2 Jahren bis sie sich an das Nationalliga A Tempo gewöhnt haben. Als absolut neuer Spieler hat man da fast keine Chance mehr sich zu entwickeln, wenn man diese Ausbildung in der U19 nicht bekommen hat. Des Weiteren werden die talentierten U-19 Spieler meist noch von den Import Spieler aus Übersee auf ihren Positionen gecoacht oder erhalten die Möglichkeit an der High School oder an einem Junior College in den USA, in einem professionellen Umfeld nochmals ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Tempo: In der Nationalliga A ist es seit 1988 normal, dass Spieler aus den USA die Teams unterstützen. Wie in fast jeder Ballsportart ist das Tempo, je höher das Niveau wird, auch höher. Spieler die regelmässig mit Talenten aus den USA zusammen trainieren und spielen, gewöhnen sich automatisch an ein höheres Spieltempo.

Das sind für mich die beiden grössten Unterschiede zwischen der Nationalliga A und der Aufbauliga C

Was für einen ersten Eindruck vom Team hattest du nach dem ersten Besuch bei den Spartans?

Frank:

Ich empfand eine gewisse «Romantik». Da waren ein paar junge Männer die den genau gleichen Weg vor sich haben, wie so viele neu gegründete Teams in der Schweiz. Ich fand mich in der Umgebung wieder, wie wir sie 1987 bei den Zürich Bay Bandits am Anfang unseres Aufstiegs zur Nationalliga A Mannschaft hatten. Das war sehr spannend und der grosse Vorteil der Spartans ist, dass sehr viele junge Spieler diesen Weg gehen möchten. Das Durchschnittsalter bei den Spartans ist um die 24 Jahre und daher kann man, mit viel Training und Repetition, noch einiges erreichen.

Nach der ersten Saison hat der Sportchef und der Vorstand deinen unermüdlichen Einsatz für die Spartans und dein grosses Football Know-How gewürdigt und dir die Verantwortung als Head Coach übergeben. Was bedeutet das für dich?

Frank:

Eine grosse Verantwortung und auch eine tolle Herausforderung. Die Möglichkeit im Kanton Zürich ein drittes Team aufzubauen und zu coachen ehrt mich, da ich das Wissen gerne an die nächste Generation weitergeben möchte. Es braucht in der heutigen Zeit sicher um die 10 Jahre bis wir von der Nationalliga A sprechen können. Die Spartans in den ersten Jahren auf diesem Weg zu begleiten freut mich sehr.

Nun hast du das First Team bereits ca. 7 Monate als Head Coach trainiert. Welche Fortschritte siehst du?

Frank:

Fortschritte sehe ich viele. Allerdings auf der Ebene der persönlichen und spielerischen Entwicklung der Spieler und des Spielverständnisses. Was diese Fortschritte dann in der neuen Saison 2020 wert sein werden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.

Die zweite Saison der Spartans steht kurz bevor. Was sind deiner Meinung nach die grössten Herausforderungen für das Team und für dich als Coach?

Frank:

Kontinuität und Konstanz. Wir hatten letzte Saison einen relativ verheissungsvollen Start mit 5 Siegen und 5 Niederlagen als komplett neues Team. Das weckt Erwartungen bei den Spielern und an die Coaches. Leider können wir uns aber von der letzten Saison nichts kaufen, sondern müssen jetzt versuchen unermüdlich und mit viel Motivation an den Leistungen der letzten Saison anzuknüpfen. Wie das Team mit Rückschlägen, wie Wettkampfpech oder Verletzungen umgeht, wird uns die Zukunft zeigen.

Die Vorbereitungen für die nächste Saison laufen auf Hochtouren. Was sind die Saisonziele für die Spartans?

Frank:

Mein persönliches Ziel mit den Spartans ist das Gleiche wie letzte Saison. Unter die Top 4 der Liga C und ein weiterer Schritt in punkto Erfahrung, Kaderbreite und Spielverständnis für das Team. 

Wo siehst du die Spartans in 5 Jahren?

Frank:

Mein Ziel ist es, dass die Spartans in 5 Jahren in der Nationalliga B spielen und das wir uns in der Schweizer Footballwelt als gutes Football-Team etabliert haben, die den Grundsatz der Jugendförderung, der Bodenhaftung und dem Erfolg durch eine gute Basis-Ausbildung der Spieler verinnerlicht haben

Was möchtest du unbedingt als Coach noch erreichen?

Frank:

Ein gutes und nachhaltiges Drittes Football Team im Kanton Zürich, dass sich neben den beiden Traditionsteams in Winterthur und Zürich seinen Platz in der Schweizer Football-Liga erkämpft und bestätigt hat.  

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